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Roman Adria-Express

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Roman Coccobello

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Titelgewinn! Vorfreude auf das Finale!

Deutschland steht im Finale der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Wahnsinn! Am Sonntag werden wir sie wieder spüren, diese Gänsehaut. Es sind Momente, die man nicht vergisst. Auch Jahre später wird man noch darüber sprechen, wie man diese besonderen Augenblicke erlebt hat. Und zur Steigerung der Vorfreude ist hier eine Leseprobe aus dem Adria-Express. Der Roman spielt im Jahr 1996, da war doch was...? Genau, Deutschland wurde Europameister. Und das auf eine ganz besondere Art und Weise. Wie die Hauptfigur Tim das Finale erlebt hat, lest Ihr hier:

 

Aus dem Roman Adria-Express: 

 

"Lina spricht mich auf das Finale heute Abend an. Ach ja, stimmt, heute findet das Finale um die Europameisterschaft in England statt. Deutschland spielt gegen Tschechien, fast hätte ich es vergessen. Was wäre hier wohl los, wenn das italienische Team das Finale erreicht hätte, so wie zwei Jahre zuvor bei der Weltmeisterschaft, als sie aber gegen Brasilien das Nachsehen hatten und nur Zweiter wurden.

 

Ich gehe noch eine Runde schwimmen, und als ich vom Abduschen komme, hält mich Bagnino Giovanni an: „Tim, du maken mit bei Tippe von grande Finale oggi? 5000 Lire inne dene Topfe. Tippe iste riktig, dann alle kriegen Gelde, die haben riktige getippt. Sind mehr als nur eine, dann teile …“ – „Ok, ich bin dabei, Giovanni. Schreib die 5000 auf die Rechnung, ich tippe 1:0.“ – „Allora, für wen, mein Freund?“ – „Giovanni, für wen denn wohl?“ – „Ich nikte weiß, iste nikte mehr die Zeit von Loddar Maddaus, iste nikt mehr Trainer Franze Peckepauer.“ – „Wir gewinnen das Ding, ist doch klar.“ – „Si, si, 1:0 Deutschelande, Tim, ich tragen ein in Liste.“

 

Ich will gerade wieder zum Liegestuhl gehen, da fällt mir Daniel um den Hals. „Hey, cool, dass du wieder da bist. Sorry, ich war die ganze Nacht unterwegs und habe den ganzen Tag gepennt.“ – „Kein Problem, ich muss ab Mittwoch ja auch ohne dich auskommen.“ – „Naja, gerade deshalb wäre ich eigentlich gern heute Nachmittag mal zum Strand gekommen, aber ich kam echt nicht aus dem Bett. Und heute Abend will ich fit sein. Weißt du Bescheid, dass es heute schon um 19 Uhr Abendessen gibt im Hotel?“ – „Nein, Viola hat mir nichts gesagt.“ – „Ok, dann ist es ja gut, dass ich noch mal rübergekommen bin. Um 19 Uhr ist Abendessen, danach ist gemeinsames Fußballgucken vor dem Hotel angesagt, nach dem Finale macht Viola dann noch Pizza für alle.“ – „Wow, prima, hört sich gut an, dann komme ich am besten gleich mit ins Hotel.“

 

Daniel wird von Giovanni auch noch zum Tippen verpflichtet. Er tippt 4:0. Was die um die Liste herumstehenden Italiener und Deutschen zu der Diskussion veranlasst, ob ein solcher Tipp politisch korrekt oder stillos arrogant ist. Ein alter Italiener zeigt auf den Tipp eines gewissen „Karl-Heinz“, der ein 6:0 getippt hat und fragt, ob die Deutschen vergessen haben, dass sie gegen die Dänen, die zur Vorbereitung Urlaub statt Training gemacht haben, das letzte Finale 1992 verloren haben. „Wo waren denn die Italiener in den beiden Finals?“, fragt Daniel scheinheilig. „Wir maken Kondensatione auf Finale von Coppa del Mondo, von Weltemeisterschafte“, argumentiert Giovanni lautstark. Diese Sichtweise ist scheinbar weit verbreitet. „So wie 1990?“ – „No, no, no, so wie 1982, Paolo Rossi, gegen wen wir habe gleike noke mal gewonne? Ah, Deutschelande…“

 

Wir entziehen uns der Diskussion, ich hole meine restlichen Sachen vom Strand und wir gehen zurück zum Hotel, wo Pasquale bereits zwei Fernseher aufgebaut und die Tische und Stühle so gestellt hat, dass alle Hotelgäste heute Abend das Spiel hier verfolgen können. Viola schmückt die Terrasse mit kleinen Deutschlandfähnchen. Auf der Straße spielen Kinder in Deutschland- und Italientrikots noch mal das Vorrundenspiel nach. Eine gewisse Spannung liegt in der Luft. Wie schön wäre es gewesen, wenn die Italiener unser Finalgegner wären.

 

Daniel stellt mir vor dem Essen noch Karl-Heinz und Laura vor, mit denen ich, zusammen mit Daniel, an einem Tisch sitzen werde. „Karl-Heinz? Haben Sie am Strand 6:0 getippt?“, frage ich grinsend. Karl-Heinz lacht: „Also erst mal, ich bin der Karl-Heinz und du kannst mich natürlich duzen. Und ja, ich musste die Italiener doch mal schocken. Laura hat 2:1 für Tschechien getippt, das ist schon blamabel genug.“ Laura ist vielleicht 13 oder 14 Jahre alt und hört uns gelangweilt zu.

 

Pasquale hat einen riesigen Weinballon vor der Terrasse platziert, auf einem Tisch steht ein großes Gefäß mit einem selbst gemixten Aperitif, irgendetwas bitter Erfrischendes mit einem Hauch Alkohol. Vielleicht eine Campari-Orange-Zitrone-Mischung mit irgendwelchen weiteren Zusätzen, die ich nicht herausschmecke. Während die Gläser verteilt werden, überrascht uns der Hotelchef mit einer kurzen dreisprachigen Ansprache. Zuerst auf Italienisch, dann auf Deutsch und dann sogar noch in gut klingendem Französisch erklärt er uns, dass er sich freue, heute Gastgeber des EM-Finales zu sein. Ok, so kann man es auch ausdrücken. Er gibt den Ballon Wein und den Aperitif aus, außerdem würde Viola nach dem Finale Pizza vom Blech servieren. Sollten „unsere deutschen Freunde“ das Finale gewinnen, würde er die alte 15-Liter-Flasche Rotwein opfern, die er sich unmittelbar nach dem Finale 1982 für solche Fälle gekauft hat. Pasquale zeigt auf den Eingang, aus dem sein Sohn Sandro stolz mit der überdimensionalen Flasche kommt. Beifall brandet auf und wir werden zum Abendessen in den Speisesaal gebeten.

 

Nach den Penne tedesca con wurstel überrascht die Küche mit einem kleinen Eisbein mit Sauerkraut. Danach gibt es noch ein Eis in den deutschen Nationalfarben Schokolade, Erdbeere und Vanille, wobei wir unseren Gastgebern verzeihen, dass die braune Schokolade nicht ganz den Nationalfarben entspricht. Am Nachbartisch sieht das Klaus-Hubert anders, er winkt Pasquale zu sich heran: „Paskaaaale, komm ma her, alter Italiener! Ist das ne Reminiszenz an alte Zeiten?“ Pasquale schüttelt den Kopf: „Ick nikt verstehe.“ Klaus-Hubert lacht und Eleonore schaut peinlich berührt unter den Tisch. „Naja, der Adolf und der Duce waren ja in der braunen Zeit auch schon Freunde, so wie wir heute, stimmt’s Paskaaaale?“ – „Also, Klaus-Hubert!“ – „Eleonore, kümmer dich um deinen eigenen Mist.“ – „Stimmt doch, Paskaaaale?“ – „Ick abe kein schwarzes Eis, scusi. Aber so ist auke gut, oder? Nikte perfetto, aber dunkel, iste fast swarz.“

 

Wir erlösen den armen Pasquale von Klaus-Hubert und bestellen noch eine Flasche Aranciata bei ihm. Am Nachbartisch wird das Schweigen durch böse wechselseitige Blicke angereichert. Doch die Ehe funktioniert offenbar. Als Klaus-Hubert sein Deutschlandtrikot mit Schokoladeneis besudelt, reagiert Eleonore schon den Bruchteil einer Sekunde später, feuchtet ihre Serviette mit Speichel an und rubbelt an ihrem Ehemann herum, der das kommentarlos über sich ergehen lässt.

 

Nachdem wir uns auf der Terrasse gute Plätze, also möglichst nah am Fernseher und möglichst weit von Klaus-Hubert entfernt, gesichert haben, kann das Finale so langsam losgehen. Pasquale lässt auf der einen Seite die deutsche Fassung mit der Liveübertragung des ZDF laufen, während auf der anderen Seite auf dem zweiten Fernseher die RAI-Übertragung der Italiener läuft.

 

Kurz vor den Nationalhymnen wittern die, im doppelten Sinne, schwarzen Händler ihr Geschäft und bieten uns gefälschte deutsche Fanartikel an, die wir im Eifer des Gefechts auch kaufen. Ok, das Deutschland-Cap muss sein. 10.000 Lire oder 25.000 Lire für Trikot und Cap zusammen. Wir handeln ihn auf 15.000 Lire für beides herunter. Der Händler aus Ghana kommt richtig in Stress, denn ich bestehe darauf, kein Klinsmann-Trikot mit der Nummer 18 und auch keines von Bierhoff mit der 20, und schon gar nicht eines von Matthäus anzunehmen, der gar nicht im Kader ist, sondern lieber via Bild-Zeitung von seinen geheimen Tagebüchern berichtet. „Häßler, number ten“, sage ich mit Nachdruck. „Oh, no, nix Haseler, Maddaus number ten“. Mein Blick ist eindeutig, ich will ein Häßler-Trikot. Der Händler sprintet zum Kollegen, der das Hotel auf der Gegenseite beackert und kommt mit einem Scholl- und einem Möller-Trikot zurück. „Moller, good for you, good for me. Moller, best player today, my friend.“ – „I want Häßler. Only Häßler.“ – „Scholl, Scholl is the best player of the world in the future.” – “Häßler!” So richtig weiß ich nicht, warum ich so stur bin, aber ich mag ihn nun einmal. Ein weiterer Kollege kommt die Straße entlang und siehe da, er ist im Besitz eines Häßler-Trikots, welches er seinem Kollegen auch gleich überlässt. „Haseler, here is the one and only Haseler in this town, it’s expensive, it cost 20.000 Lire, because Haseler is the godfather of soccer.”

 

Die Hymne beginnt, ein schlechter Zeitpunkt für Verhandlungen und ich zahle tatsächlich 20.000 und lege noch 5.000 für das Cap drauf. „Na, ich hoffe, er schießt heute das entscheidende Tor, mir hat er den Bierhoff angedreht, der spielt gar nicht mit“, sagt Daniel.

 

Wir erheben uns wie die gesamten Hotelgäste, stehen stramm und lauschen der Hymne. Klaus-Hubert legt seine Hand auf die Brust und singt voller Enthusiasmus mit, Gott sei Dank die richtige Strophe, das war nach seinen Einlassungen beim Abendessen nicht unbedingt zu erwarten.

 

Das Spiel beginnt. Bei jeder Torchance geht ein Raunen durch die Straßen. Vor allen Hotels sieht es gleich aus, kaum jemand läuft durch die Straßen, alles hat sich vor den Fernsehern versammelt. Die erste Halbzeit ist zäh, beide Mannschaften scheinen vor allem Angst vor einem Gegentor zu haben. Die deutsche Mannschaft versucht anzugreifen, doch die Tschechen sind mit ihren Kontern gefährlich. Andi Köpke im Tor reagiert immer wieder glänzend. Und so geht es torlos in die zweite Hälfte. Deutschland stellt noch offensiver auf, bringt Bode für Eilts, bleibt überlegen, doch die Tschechen kontern weiter gefährlich. Die 59. Spielminute läuft, Sammer foult Poborsky im Strafraum. Ein Pfiff ertönt und man hört aus allen Richtungen den Aufschrei des Entsetzens. Natürlich wird der Schiedsrichter übel beschimpft. Der Mann heißt Pierluigi Pairetto und ist Italiener. Die italienische Fraktion der Zuschauer hat einen klaren Elfmeter gesehen, wir Deutschen regen uns auf und hoffen auf Andi Köpke. Doch Patrik Berger verwandelt sicher. Manche jubeln, die meisten schlagen die Hände über dem Kopf zusammen. Noch dreißig Minuten bleibt Zeit, dieses Finale zu drehen.

 

Alle werden nervös. Die Deutschen, weil sie Angst vor einer Niederlage haben. Diejenigen, die zu den Tschechen halten, weil sie wissen, dass deutsche Mannschaften erst geschlagen sind, wenn abgepfiffen ist. Und Pasquale, weil eine deutsche Niederlage geschäftsschädigend sein wird. 69. Spielminute: Scholl geht, Bierhoff kommt. „Der Chancentod, wat willste denn mit der Null?“, mault ein sichtlich genervter Klaus-Hubert. „Iste gute Spieler, pass auf, schießt noch Tor, hat er gelernt bei Udinese von uns Italiener“, meint Pasquale. Vier Minuten später flankt Christian Ziege auf den Kopf von Oliver Bierhoff und der trifft zum Ausgleich.

 

Wir hüpfen jubelnd über die Straße und umarmen sogar Klaus-Hubert, der schon immer wusste: „Der Bierhoff hat es drauf, der hat dat Näschen!“ Pasquale ist stolz wie Oskar, er hat das Tor vor fünf Minuten schließlich vorhergesagt.

 

Das Spiel bleibt spannend, Köpke muss noch einige Male eingreifen und das Spiel wird abgepfiffen. Noch einmal Zeit zum Durchatmen. Die Regeln werden besprochen, wer das nächste Tor erzielt, hat gewonnen, das sogenannte Golden Goal könnte entscheiden. Die Verlängerung beginnt und fast ist das Finale verloren, als Smicer einen gefährlichen Schuss aufs deutsche Tor abfeuert. Köpke hält. Es sind fünf Minuten gespielt, als Bierhoffs abgefälschter Schuss aus der Drehung langsam Richtung Tor kullert. Wir springen auf, der Ball rollt in Richtung Torlinie und … Toooor! Schluss! Aus! Vorbei! Deutschland ist Europameister!

 

Daniel reißt sich sein Trikot vom Leib, legt es auf die Straße und wir huldigen dem deutschen Joker, der das Spiel entschieden hat. Und in all dem Jubel blicke ich wie in Zeitlupe hinüber zu Karl-Hubert, der seine Eleonore in den Arm genommen hat und zum ersten Mal in diesem Urlaub sehe ich sie lächeln.

 

Auf den Straßen läuft die deutsche Jugend mit schwarz-rot-goldenen Fahnen umher und Pasquale legt We are the Champions auf. „Eine Mann aus Udine gewinnt Finale, forza Bierhoff“, ruft er und widmet der Nummer 20 die 15-Liter-Flasche, mit deren Öffnung er aber eine schwierige Aufgabe zu bewältigen hat. Wildfremde Menschen, die oft gar kein Deutsch können, kommen auf uns zu und gratulieren zur Europameisterschaft. Das fühlt sich seltsam an, aber ich nehme die Glückwünsche an. So verrückt das sein mag, aber so ein bisschen fühle auch ich mich wie ein Europameister, als Kapitän Klinsmann den Pokal in die Höhe stemmt.

 

Während die deutschen Spieler im Wembley-Stadion von London ihre Ehrenrunde drehen, stehen wir in der Schlange, um uns von Viola saftige Pizzastücke vom Blech geben zu lassen. Wir recken sie wie den Pokal in die Höhe, bekommen dafür Applaus der Hotelgäste und lassen uns von Pasquale Rotwein aus der Riesenflasche einflößen. Es ist, das kann man sich vorstellen, ein feuchtfröhlicher Abend. Irgendwann gegen halb zwei ziehen Daniel und ich noch einmal los. Überall wird gefeiert, man prostet sich zu und immer wieder müssen wir stehen bleiben, um mit den deutschen Touristen anzustoßen, deren durchschnittlicher Alkoholpegel schon kritische Dimensionen erreicht hat.

 

Irgendwann kommen wir auf der Viale Dante an, die fest in deutscher Hand ist. Aber auch die Italiener feiern oftmals mit und scheinen sich ehrlich über den Sieg der Deutschen zu freuen. Die schwarzen Händler erleben gerade ihr Verkaufshoch und verkaufen T-Shirts mit der Aufschrift: Deutschland – Europameister 1996. „Oliver-Bierhoff“-Sprechchöre werden irgendwo angestimmt und bahnen sich ihren Weg durch die Bars, Pubs und Restaurants. Eine Pizzeria verschenkt Pizzastücke in den Landesfarben mit Oliven, Tomaten und gelber Paprika. Hier und da wird Wein gratis ausgeschenkt und die kleine Gruppe von Tschechen feiert ausgelassen mit. Immer wieder kommen Leute auf uns zu, die uns die Hand geben und anerkennende Worte in diversen Sprachen finden. Fast habe ich den Eindruck, ich hätte den Siegtreffer selbst eingenetzt. Dass wir ausgerechnet bei einer Gruppe Engländer hängen bleiben, die ihren Frust, als Gastgeber gegen die ungeliebten Deutschen ausgeschieden zu sein, mit Guinness in einem Pub bekämpfen, ist etwas überraschend, aber die Jungs aus Manchester verhalten sich fair und sind erstaunlich lustig. Sie sind stolz, Gastgeber der EM gewesen zu sein. Und singen ausgelassen Football is coming home.

 

Irgendwann nach Aufgang der Sonne komme ich in einem Paul-Gascoigne-Trikot wieder im Hotel an und brauche dringend mein Bett."

 

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